rotating house

für „Ein Sommer, der bleibt“ von Peter Kurzeck

Bauherr: im eigenen Auftrag
Ort: im Tal – Stiftung Wortelkamp, Hasselbach

Haus für einen Text

„Sie wollen leugnen, dass Menschen Augentiere sind …“

Die ›im Tal – Stiftung Wortelkamp‹ möchte an der höchsten Stelle der Anlage, auf dem Hügel, in Friedhofsnähe und somit oberhalb des ›Tals‹ ein Haus für den Sprechtext von Peter Kurzeck bauen. Das Gelände ist ein Relikt früherer landwirtschaftlicher Nutzung am Ortsrand von Werkhausen. Zu dem mit Obst- und Nussbäumen bestandenen Feldgarten gehören zwei etwa 100 m² große Kartoffel- und Gemüsebeete.

Die Architektur des kleinen Hauses lehnt sich an das berühmte Rotating House von George Bernhard Shaw an, ein Gartenhaus in dem Shaw schrieb. Ein Tisch, eine Bank, eine Liege, ein Fenster, ein frei drehbares Haus. Der Besucher sitzt im Innern an einem Tisch und blickt durch drei Fenster in die Landschaft oder er nimmt im Freien Platz, auf der Bank vor dem Haus. Er kann die gesamte Architektur per Hand drehen, ihr die Richtung geben, in die er schauen will, während er den Text hört. An den – gleich dem Original – weißen Innenwänden liest man die neunundfünfzig Kapitelüberschriften des Hörbuchs. Eine Hörstation gibt dem Besucher die Möglichkeit zu wählen, an welcher Stelle er in den Text einsteigt. (Beim Verlassen des Hauses schaltet sich die solarbetriebene Anlage ab.) Das Haus bietet die Sicht- und Sitzpositionen wie Kurzeck sie in seinem Text immer wieder beschreibt. Das Äußere des Hauses ist in mattem Schwarz, das heißt, „in Abstufungen von schwarz“ gestrichen, Referenz an ein „Kopfbild“ von Kurzeck in seinem Roman. Von der Anhöhe erhält der Hörende Einblick in den Ortskern von Werkhausen und erblickt im Süden den Ort Hasselbach. Auf der gegenüberliegenden Hanglage werden landschaftliche Veränderungen durch neue Bewirtschaftungs- und Arbeitsprozesse sichtbar.

Die „Übertragung“ des Textes aus dem eigentlich beschriebenen Ort Stauffenberg ins ›Tal‹ soll die abstrakte Qualität und Bedeutung von Peter Kurzecks Erzählen sehr nachhaltig erfahrbar machen. Es geht hier um eine bespielhafte Geschichte, die sich nicht überall, aber an vielen Orten so oder so ähnlich hätte ereignen können, mit all den Qualitäten und Verlusten, die bis heute auf unser gesellschaftliches Miteinander einwirken.

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