public light

Gutachterverfahren, 1. Preis

Auftraggeberin: Stadt Leipzig, 2003
Ort: Nikolaikirchhof, Leipzig
Fertigstellung: 2003

In Zusammenarbeit mit Tilo Schulz (Künstler)

Die­ Lichtinstallation „public light_öffentliches Licht“ steht als Metapher für den aktiven Bürgerwillen in Leipzig – neben dem offensichtlichen Bezug zu den Ereignissen des Herbstes 1989 wird besonders auf die Kontinuität des politischen Bewusstseins in Leipzig verwiesen:

Ob die Werbeumzüge während der Leipziger Messe in den 20ern, die friedliche Revolution ′89, die anhaltenden antifaschistischen Demonstrationen, die Studentenproteste oder die Friedensdemonstrationen wie z.B. während des Irak-Krieges: Leipzig hat eine lange Tradition öffentlicher Meinungsbildung. Das Leipziger Bürgertum hat sich immer wieder aktiv in politische Entscheidungen und gesellschaftliche Entwicklungen eingemischt und dies oft auf der Straße. Seit den Montagsgebeten und Demonstrationen vor 14 Jahren hat sich dabei der Nikolaikirchhof als ein Orientierungspunkt für verschiedenste gesellschaftliche Gruppen in Leipzig herausgebildet.

„public light_öffentliches licht“ will dieser Haltung kein Denkmal setzen. Vielmehr soll der Prozess, das situative Aufflackern widergespiegelt werden.

Auf dem Nikolaikirchhof werden im vorhandenen Pflasterbelag 144 Pflastersteine durch etwa gleichgroße Lichtsteine ersetzt. Um 20 Uhr fangen diese zeitlich versetzt in drei unterschiedlichen Farben an zu leuchten. Zuerst leuchtet nur einer vor dem Eingang der Kirche, dann noch einer an der Ritterstraße, ein dritter vor der Nikolaischule, bis nach und nach alle 144 Leuchtsteine auf dem Platz angeschaltet sind. Um 23 Uhr gehen alle Leuchtsteine auf einmal wieder aus. So entsteht langsam und allmählich über einen Zeitraum von ca. 3 Stunden eine „Ansammlung“ auf dem Nikolaikirchhof, verschwindet wieder und kehrt am nächsten Abend zurück.

Statement von Oberbürgermeister Burkhard Jung zur Lichtgestaltung des Nikolaikirchhofs anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Stiftung „Lebendige Stadt“, 2010

„Der Nikolaikirchhof ist ein ganz besonderer Ort. Hier nahmen vor und während der Friedlichen Revolution des Jahres 1989 die Demonstrationen ihren Anfang, wenn die Teilnehmer des Friedensgebetes aus der Nikolaikirche kamen. Die Lichtinstallation von Tilo Schulz und Kim Wortelkamp, die 2003 mit Unterstützung der Stiftung „Lebendige Stadt“ realisiert wurde, erinnert auf ebenso subtile und dennoch eindringliche Art daran, wie zunächst wenige und dann immer mehr den Mut fanden, auf die Straße zu gehen und gemeinsam Freiheit und Demokratie einzufordern. Ästhetisch fügt sie sich hervorragend in unser Konzept ein, im Stadtbild Akzente durch künstlerische Lichtgestaltungen zu setzen, wie etwa bei der schrittweisen Wiederöffnung der alten Mühlgräben. Und sie war die Initialzündung dafür, den Nikolaikirchhof durch eine veränderte Beleuchtung besser ins Licht zu setzen.“
Burkhard Jung, Oberbürgermeister Leipzig

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