Zeichnung eines Holzstegs mit Sitzgelegenheit unter einem Baum in der Heide

Nemitzer Heidepfad

Freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb
Engere Wahl

Auslober: Landkreis Lüchow-Dannenberg
Ort: Nemitzer Heide
2022

durch Feuer entstanden

Die Nemitzer Heide – eine Landschaft, geprägt durch die Filligranität ihrer Bestandteile, das fein verästelte Heidekraut, die filigranen Birken, langnadlige Kiefern und feine Sande bestimmen das Bild. Taucht man ein, wird man umgeben von Ruhe und Weite. Unser oberstes Ziel ist, dies zu stärken und für Besucher*innen erfahrbar zu machen ohne die Atmosphäre zu stören.

Dazu gehört ein sensibler Umgang mit der Ausstattung und Materialien. Unzählige Lehrpfade mit ausführlichsten Infomationsschildern mit bunten Texten, Spielen, Formen der Interaktivität lehren, dass diese Art der Ausstattung letztendlich vom Wesentlichen ablenkt: Der Wahrnehmung der Landschaft und der Natur. Daher wird bewusst auf Informationstafeln und QR-Codes verzichtet und dafür auf „Intensivierer“, Hör- und Fernrohre, gesetzt. Damit wird der Fokus auf Naturgeräusche wie Baumrauschen, Vogelgezwitscher und Insektengesumme, auf die Landschaft, deren Bestandteile und den Himmel gelenkt. Die kognitive Vermittlung erfolgt im Heidehaus. In der Landschaft hat die sensitive Wahrnehmung die Priorität.

Weiterhin wird auf eine sensible und filigrane Gestaltung und Bauweise des Wegs mit langlebigen heimischen Materialien gesetzt. Wie ein Reptil zieht sich der Steg mit markanter Form mit hoher Wiedererkennbarkeit durch die Landschaft bis hoch zum Aussichtsplateau, verbreitert sich manchmal zu Verweilräumen mit Bänken, bietet Sitz- und Liegeflächen, Fern- und Hörrohre und auch Tische zum Schreiben und Zeichnen an. Es werden drei Materialien verwendet: Die Laufflächen des Stegs werden mit karbonisierte Kiefer beplankt. So zeichnet sich der Steg als Landmarke deutlich in die umgebenden Landschaft ein und verweist durch das schwarze verkohlte Holz auf deren Entstehung durch Feuer. Alle Sitz-, Liege- und Tischflächen werden aus massiver, geölter Eiche gefertigt, mit der Zeit wird diese vergrauen und mit den schwarzen Laufflächen und der Tragkonstruktion aus Corten-Stahl ein harmonisches Bild ergeben.

Zur gestalterischen Einheit werden diese Materialien auch auf dem Parkplatz, vor dem Museum und das Mobiliar in Einzelmodulen am Rundweg eingesetzt. Das schafft Orientierung und ein einheitliches Bild, verbindet drei Orte zu einem. So werden z.B. Eichenbohlen an markanten Punkten bodengleich im Boden eingebaut und der Cortenstahl findet sich auch in der Einfassung der Parkplatzflächen wieder. Die Straße wird beim Übergang mit einer Natursteinpflasterfläche markiert, die vor dem Museum wieder auftaucht.

Das erste mal vor Ort:

Vom Heidehaus kommend gingen wir über den Parkplatz und folgten dem Sandweg Richtung großer Düne. Bei der Vorstellung hier einzugreifen und den Weg zu befestigen entstand ein Unbehagen. Auch die Vorstellungen einen barrierefreien Weg zu bauen, um zukünftige Besucher*innen mit handicap am Fuße der Düne, dem eigentlichen Ziel- und Aussichtspunkt abzusetzen mißfiel uns.  

So wählten wir einen anderen Weg:

Gen Osten führt der Weg zweihundert Meter mitten durch die Heide und das Ziel lässt aufgrund seiner Höhe und der angrenzenden Düne keine umfassende Aussicht über die Heidelandschaft zu.  So empfehlen wir die „Umsetzung“ des Weges gen Norden. Der hier bestehende Weg ist wesentlich kürzer und dringt nicht so weit in die Heidelandschaft vor. Der Eingriff in die Natur wird reduziert. Der Weg bietet mehrere interessante Verweilsituationen und führt zu einem tatsächlich attraktiven Ziel mit spektakulärer Aussicht auf die Heide für alle!

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