Luftbild der Stadt Zeitz mit Streuobstwiese und umliegender Bebauung

Foto: Dr. Jörn Röhler

Nachhaltigkeitsstrategie und -management in Zeitz

Gelebte Konzeption einer klimagerechten Freiflächenentwicklung mit professioneller Mobilisierung der Stadtgesellschaft

Auftraggeberin: Stadt Zeitz
Ort: Zeitz
2022 – 2024

Team: Claudia Siebeck, Janek Küttner

Über den Zeitraum von zwei Jahren wurde unter dem Projekttitel ZeNaTra ein gelebtes Konzept für die klimagerechte Freiflächenentwicklung für die Stadt Zeitz erarbeitet. Dabei war der Anspruch klar: Das Konzept sollte innovativ und partizipativ sein, eben nicht ein weiteres Papier für die Schublade. Um auf diese Weise die Nachhaltigkeit der Stadtlandschaft lebendig werden zu lassen, wurde die Nachhaltigkeitsstrategie als analytisch-leitendes Instrument mit einem Nachhaltigkeitsmanagement als erprobend-kommunikativem Instrument kombiniert. So entstand ein umfangreiches Strategiepapier, welches vielfältige Stärken und Defizite der Stadtlandschaft Zeitz aufzeigt und ein konkretes räumliches Leitbild schafft. Der Prozess war geprägt von vielen Veranstaltungen, Workshops und Aktionen, welche bereits erste Stadträume umgestalteten und eine anfangs skeptische Bürgerschaft für Interessen der Nachhaltigkeit begeistern konnten. 

Die Nachhaltigkeitsstrategie

Die Nachhaltigkeitsstrategie wurde als dualer Prozess aus analytischer Arbeit und aktiver Bürgerbeteiligung erarbeitet. Aufbauend auf einer Erfassung der Ausgangslage anhand der klimatischen und demographischen Entwicklung, der Flächennutzung und Gestalt der Stadtlandschaft sowie kommunaler Nachhaltigkeitsindikatoren wurden drei Analyseschwerpunkte für die städtebauliche Analyse und eine breit angelegte Bürgerbefragung festgelegt. Die Analyse und Befragung wurden separat durchgeführt. Anschließend wurden die Ergebnisse abgeglichen und somit sowohl „auf dem Plan“ als auch „im echten Leben“ bestehende Defizite und Prioritäten identifiziert. Aus diesen doppelt validierten Ergebnissen wurde dann ein Leitbild mit vier Handlungsfeldern und acht Leitzielen abgeleitet. Die vorrangige Stärkung der sozialen Nachhaltigkeit im Zusammenspiel mit mehr qualitätvollem Grün und die Entwicklung hin zu einer fußfreundlichen Stadt mit Radwegeachsen bilden dabei Kernforderungen. 

Maßnahmen zur Realisierung der Leitziele und Stärkung der Handlungsfelder wurden sowohl nach Innovationskraft als auch nach Synergiepotential (Beitrag zu mehreren Leitzielen) ausgewählt, um eine ressourcenschonende Umsetzung des Leitbildes und damit eine ökonomisch-ökologisch nachhaltige Prozessqualität herzustellen. Zudem wurden einzelne, besonders von der Bürgerschaft gewünschte Maßnahmen in Veranstaltungen präsentiert und gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern geschärft, um Akzeptanz und lokale Relevanz für die Maßnahmen zu steigern und so eine sozial nachhaltige Prozessqualität zu erreichen. 

Das Nachhaltigkeitsmanagenment

Im Rahmen von ZeNaTra verlief das Nachhaltigkeitsmanagement parallel zur Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie. Schlüsselaufgaben waren Umweltbildung, Bürgeraktivierung und ein gezieltes Projektmanagement für die Qualifizierung und Umsetzung von 3 bereits bestehenden Projektideen: 

    • Entwicklung Streuobstwiese Semmelweisstraße zu einer Bürgerobstwiese
    • Rückbau der brach gefallenen Kleingartenanlage Bornpromenade und Aufforstung
    • Entwicklung „Grüner Stadtspaziergang“

Für die Umsetzung dieser Projekte und auf Basis der Ergebnisse der umfassenden Bürgerumfrage wurden Veranstaltungen, Aktionen und Workshops organisiert und durchgeführt. Sie dienten der Umweltbildung, der Bürgeraktivierung, der Sensibilisierung für Themen der Nachhaltigkeit und setzten den Startpunkt für eine nachhaltige und bürgerbeteiligte Stadtentwicklung als Grundlage einer erfolgreichen Umsetzung. Teilweise haben sich dadurch die Projekte inhaltlich erweitert.

Mit insgesamt über 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an den öffentlichen Veranstaltungen und knapp 80 intensiv in die Aktionen und Workshops involvierten Akteuren hat ZeNaTra viele Menschen erreicht, für Themen der Umweltbildung und Nachhaltigkeit sensibilisiert, das Projekt bekannt gemacht und eine aktive und bürgerbeteiligte Stadtentwicklung gestartet. 

 

Die 3 Projektideen Streuobstwiese Semmelweisstraße, Kleingartenanlage Bornpromenade und der „grüne Stadtspaziergang“ konnten gezielt sowohl fachlich als auch für mehr Bürgerakzeptanz und Teilhabe qualifiziert und umgesetzt werden. Der GassenGang konnte bis Ablauf der ersten Förderphase zwar lediglich temporär erprobt werden, die Grundlage für mögliche dauerhafte Umsetzungsmaßnahmen zur gezielten ökologischen und sozialen Aufwertung liegt jedoch durch die ausgewerteten Ergebnisse der Umfrage und der erstellten Potentialanalyse vor.

Darüber hinaus konnten neue Projekte initiiert sowie Planungen und Formate tatkräftig unterstützt und Nachhaltigkeitskriterien integriert werden.

Die Nachhaltigeitsstrategie und eine Fortsetzung des Nachhaltigkeitsmanagements wurden durch den Zeitzer Stadtrat beschlossen. Zudem besuchte Bundesumweltministerin Steffi Lemke zum Abschluss des Projektes die neuentstandene Bürgerobstwiese. Dabei hob sie lobend hervor:

„Zeitz geht mit seinem Engagement beherzt voran: Mehr Grün in der Stadt sorgt für bessere Luft, eine Bürger-Obstwiese mit Umweltbildungsprojekten und der geplante Wanderweg können das soziale Miteinander stärken. Und bei allem ist die Bürgerbeteiligung ein zentraler Baustein für das Gelingen der Projekte. So entstehen wichtige Orte für Austausch, zivilgesellschaftliches Engagement und nicht zuletzt Naturerlebnis- und Erholungsräume.“

Das Projekt wurde vom Bundesumweltministerium für Umwelt, Naturschutz, nukelare Sicherheit und Verbraucherschutz über das Förderprogramm „Kommunale Modellvorhaben zur Umsetzung der ökologischen Nachhaltigkeitsziele in Strukturwandelregionen“ (KoMoNa) gefördert.

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