Flussperlmuschelaufzuchtstation

Auftraggeber: Arge Nister

Planung: 2017

Nur wenige Exemplare der faszinierenden Flussperlmuscheln haben in der Nister überlebt. Es war eine kleine Sensation, als 2006, 30 Exemplare der großen Süßwassermuscheln in der Nister wiederentdeckt wurden. Um ein Nachzuchtprogramm der europaweit vom Aussterben bedrohten Art an der Nister zu beginnen, wird nun eine Aufzuchtstation errichtet. Da Kim Wortelkamp selbst Pächter an der Nister und Mitglied der Arge Nister ist, widmete sich das Leipziger Büro quartier vier sich dieser, für Architekten doch sehr speziellen Aufabe. Gemeinsam mit der Universität Koblenz wurde ein Bau für den komplexen Vermehrungszyklus der Muscheln mit einem kleinen Labor konzipiert. Die mit erst 15 Jahren geschlechtstreifen Flussperlmuscheln benötigen für die Glochidien (Muschellarven), die sie einmal im Jahr ausstoßen einen Wirtsfisch, die juvenilen, nisterstämmigen Forellen oder Lachse. Diese werden mit den Glochidien infiziert und tragen diese in ihren Kiemen. Nach einigen Monate fallen die winzigen Muscheln in das Kieslückensystem des Flussbettes um dort fünf Jahre verborgen heranzuwachsen. Erst dann tauchen sie zwischen den Steinen am Flussgrund auf und können dort bis zu hundert Jahren alt werden.

Die Infizierung der Forellen mit den Glochidien, die dreimonatige Hälterung der infizierten Forellen und die Aufzucht der jungen Muscheln in quellwasserdurchströmten Hälterungsrinnen wird in diesem Gebäude stattfinden, bevor die Jungtiere wieder in ihren angestammten Lebensraum ausgesetzt werden. Faszinierend! Wir freuen uns, das wir dieses Projekt bis zur Genehmigung begleiteten konnten.