Schlossmuseum Rötha

Gutachterverfahren, 2. Preis

Auslober: Stadt Rötha und Kulturstiftung Leipzig, 2013

Ort: Schlossareal Rötha

Projektbeteiligte:

David Franke, quartier vier

Schloss Rötha

Durch die Sprengung des Schlosses Rötha im Jahr 1969 ging der Stadt Rötha ein prägender und geschichtsträchtiger Ort, die städtebauliche Folge von Marktplatz, Kirchhof und Schlossplatz und der Ausgangspunkt für den Schlosspark verloren. Es verblieb ein Raum, der seinen Ursprung und damit seinen räumlichen Charakter einbüßte. Die teilweise noch vorhandene historische Bausubstanz wurde bis zur Unkenntlichkeit „saniert“. Durch die Errichtung neuer Gebäude an ungünstigen Standorten und durch Metallzäune, Parkplätze und Garagen wurde der Schlosshof überformt.

Grundgedanken des Entwurfs:

Der ehemalige Standort des Schlosses wird neu interpretiert. Der Baukörper bestimmt durch seine Verortung und Präsenz im Park wieder die historischen Sichtachsen und städtebaulichen Raumabfolgen. Anders als das ehemals herrschaftliche Schloss bildet das neue Gebäude durch seinen eingeschnittenen Eingangsbereich nicht nur einen Endpunkt der beiden wichtigen Sichtachsen, sondern eröffnet diese dem Besucher in beide Richtungen.

Eine Vermittlung der ehemaligen Lage und Ausdehnung des Schlosses erfolgt durch die Nachempfindung der historischen Ansichtsbreite und der Grundfläche. Der Sockel des Schlosses mit der fünfstufigen, zentralen Eingangstreppe bildet die erhabene Grundfläche des Museums, schafft im Eingangsbereich einen Vorplatz und nach hinten eine großzügige Terrasse zum Fluss, die den Park erleben lässt und Veranstaltungen ermöglicht.

Rekonstruktionen sind denkmalpflegerisch umstritten. Reizvoll ist aber die Nachempfindung des „Verbündetenzimmers“ (hier erfolgte der Schulterschluss zwischen Zar Alexander I., dem österreichischem Kaiser Franz I., und dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm III., Generalfeldmarschall Schwarzenberg und Fürst Metternich gegen Napoleon) in einem konsequenten, modernen Gebäude an der exakten historischen Einbausituation im ersten Obergeschoss des 1969 abgerissenen Schlosses. Der Besucher erlebt so nicht nur Proportion und Qualität der Ausstattung des Innenraumes, sondern auch dessen ehemalige Lage und Höhe, den damaligen Ausblick und die Beziehung zur Stadt.

Die großen Deckengemälde sind ebenfalls in ihrer historischen Lage am Deckenspiegel der Bibliothek und in vergleichbarer Raumhöhe ausgestellt. Sie sind hier wieder im Kontext der alten Bände der Bibliothek erfahrbar. Der Betrachter erhält so eine tradierte, aber authentische Vorstellung des damaligen Raumeindrucks.

Die Raumfolgen

Auf der Höhe des ehemaligen Schlosseingangs präsentiert sich das Museum. Fünf Stufen führen auf das dem Eingang vorgelagerte Plateau. Eingerückt unter den weithin sichtbaren Fenstern des Verbündetenzimmers liegt der überdachte Eingangsbereich und der Empfang des Museums. Beide Sichtachsen sind hier dem Besucher in ihrer vollen Länge erlebbar.

Nach dem Entree betritt der Besucher unmittelbar den großen Ausstellungsraum, der durch die Präsenz der in Wandregalen präsentierten Bibliothek und der imposanten Deckengemälde atmosphärisch bestimmt wird. Niedrige Podeste bilden das Ausstellungsdisplay für das Mobiliar. Leicht erhöht werden die Möbel zum wirkungsvoll präsentierten Exponat und schließen eine Nutzung durch den Besucher aus.

Das Studierzimmer mit Arbeitsplätzen ermöglicht eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Bibliothek und der Historie des Hauses.

Ein ansteigender Aufgang führt den Besucher barrierefrei zu der Empore und dem „Verbündetenzimmer“. Dies ermöglicht zum einen die Annäherung an und eine detailiertere Sicht auf die Deckengemälde, zum anderen einen Über- und Rückblick auf das bereits Gesehene.

Vor der Nachempfindung des „Verbündetenzimmers“ finden sich auf der Empore die Portraits der Familie von Friesen. Eine entsprechende Position für die Stifter, auch weil die Bilder vor der Neueinrichtung 1900 im „Verbündetenzimmer“ hingen.

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